opera¦cueing® ist ein spielerisches System zur Verbindung von maximal intensiver Darstellung von Figuren oder anderen Inhalten und maximal vielfältigem klassischen Gesang auf der Opern- und Konzertbühne.

Entstanden ist es aus der weit verbreiteten Beobachtung, klassische Sänger:innen könnten entweder sehr gut und schön singen, oder intensiv und beeindruckend darstellen. Die Kombination scheint nur sehr wenigen „Stars“ vorbehalten zu sein. Durch die genaue Analyse solcher sogenannter Stars bei Proben, live Aufführungen oder dem Ansehen von Videos sowie die eigene Erfahrung als Regisseur und Sänger entstand meine große Überzeugung, dass Singen und Darstellen zur gleichen Zeit am gleichen Ort auf höchstem Niveau stattfinden kann. Es ist eine Kombinationsleistung, die erlernbar ist. Die Voraussetzungen dafür sind Körperbewusstsein und Körperbeherrschung, emotionale Offenheit, Lust am Ausprobieren und möglichst störungsarmer klassischer Gesang. Das alles im einzelnen natürlich auf höchst möglichem Niveau.

Dieser Überzeugung folgte die Feststellung, dass der Atem im Allgemeinen und der Moment der Einatmung im Besonderen das ultimative Bindeglied zwischen Körper und Gesang, und damit auch zwischen Darstellung und Singen ist. Ab diesem Moment geht es um körperliche und emotionale Koordination, die, je genauer sie ausgeführt wird, einen immer stimmigeren und deshalb überzeugenderen Gesamteindruck beim Publikum auslösen wird. Die Begeisterung beschränkt sich dann auf und vor der Bühne nicht mehr auf ein Entweder-Oder, sondern blüht im Sowohl-als-auch auf.

Grundlegend ist als erstes das Erlebnis, von dem gewünscht wird, dass es sich beim Publikum einstelle, in den Sängerdarsteller:innen selbst zu erschaffen. Erst wenn dieses eigene Erleben so groß geworden ist, dass es Überschuss für ein Außen gibt, kann es für ein Publikum sichtbar werden. Es geht also nicht um Ausdruck, sondern Überfluss, der geteilt wird. Dieser Überfluss wird durch opera¦cueing® organisiert und es entstehen Höchstleistungen mit sehr geringem Aufwand.

In jeder Einatmung werden die Inhalte, die in der darauffolgenden Gesangsphrase dargestellt und besungen werden sollen, eingeatmet. Das heißt die Erlebnisenergie, die im Folgenden geteilt wird, wird in diesem Moment, der Einatmung, aufgenommen. So kommt es zu keiner energetischen Entleerung der Sängerdarsteller:innen, sondern zu einer alle notwendigen Bereiche umfassenden Balance, die über eine lange Strecke aufrechterhalten werden kann.

Mithilfe der jedem Musiktheater zugrundeliegenden Partitur kann auch ohne sofortige praktische Umsetzung ein klarer Ablauf der möglichen Atempunkte und damit Aktionspunkte gefunden und mit gelernt werden. Diese Atem- und Aktinospunkte ändern sich bei gleichbleibenden Partitur nicht mehr und können je nach Bedarf mit unterschiedlichen Inhalten (z. B. von der Inszenierung abhängigen) erfüllt werden. Ist dieses Grundstruktur einmal geschaffen, verringert sie einerseits den Aufwand der Verbindung von Darstellen und Singen insgesamt massiv und macht andererseits die Wiederholung oder Wiederaufführung der gleichen Partie in einer anderen Inszenierung sehr mühelos und unaufwändig.

Je früher in einer sängerischen Laufbahn dieses System erlernt wird, desto größer ist das eigene Wohlbefinden, die individuelle Leistungsfähigkeit und vor allem das Gesamterlebnis für das Publikum. und das Schönste: es ist nie zu spät mit opera¦cueing® anzufangen!

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